Feng Shui

Feng Shui beschreibt die chinesische Lehre, den geeigneten Platz zu finden oder zu kreieren. Der Ursprung findet sich vor vielen 1000 Jahren im Flussdelta des Yellow Rivers, an dem sehr früh aufgrund der guten Bodenqualität gesiedelt wurde. Zunächst war es eine reine Landschaftslehre, in der Berge, Wasser und andere Landschaftsstrukturen untersucht wurden, immer im Hinblick auf Schutz und gute Nahrungsmöglichkeiten. Die Chinesen, die bis heute einen besonderen Ahnenkult pflegen, benutzten dieses Wissen ebenfalls für die Bestimmung einer guten Grabstätte. So findet man den Begriff „Feng Shui“ auch das erste Mal im „Buch der Gräber“, welches ca. 300 n. Chr. von Kuo Po verfasst wurde. Zuvor wurde die Bezeichnung „Kanyu“ benutzt, welche im weitesten Sinne mit „Der Weg des Himmels und der Erde“ übersetzt werden könnte. Hier ist ein klarer Bezug zur Landschaftsuntersuchung gegeben, die alten Meister beobachteten Himmelsphänomene wie Erderscheinungen und versuchten, einen Bezug zwischen beidem herzustellen.

Erst später, ab der Tang Dynastie (Beginn 660 n. Chr.), entwickelten sich immer feinere ethno – mathematische und biodynamische Berechnungssysteme, die daoistische Weisheiten mit numerologischen Erkenntnissen und Landschaftsformen verknüpften und sich konsequent an dem lunisolaren chinesischen Kalender orientierten. Somit erlauben einige Systeme nicht nur einen Bezug zum Ort sondern auch zur zeitlichen Komponente.

Feng Shui Meister messen Gebäude und Landschaftsformen mit einem komplexen Kompass, dem sog. Lo Pan, der das harmonikale Konzept von Himmel und Erde repräsentiert. Die quadratische äußere Form repräsentiert die Erde und die runde, drehbare Kompassscheibe in der Mitte den Himmel. Der innere Kompass mit der magnetisierten Nadel wird auch „der himmlische See“ oder „die himmlische Quelle“ genannt.

Die ersten numerologischen Konzepte soll Fu Xi, ein mystischer Kaiser, Schamane und Weiser erdacht haben, als er ein Pferd  an einem Fluss beobachtete, welches ein Muster auf seinem Fell trug, das Fu Xi in eine bestimmte Zahlenanordnung übersetzte. Daraus entwickelte sich über Jahrtausende ein noch heute eingesetztes und mathematisch sehr interessantes numerologisches Berechnungskonzept, um eine Energiematrix für Räume zu lesen und weiter entwickeln zu können. Weitere Konzepte gehen auf den König Wen zurück, der das sogenannte Lo Shu oder magische Quadrat entwickelte. Historisch belegt sind in der Tat Praktiken chinesischer Schamanen, die durch das Betrachten von Schildkrötenpanzern bestimmte Dinge vorhersagten, ähnlich der römischen Auguren, die aus Vogelflügen Muster zur Divination ableiteten.

Es ist umstritten, wieviel tausende von Jahren Feng Shui in seiner Urform wirklich ist. Gesichert können wir sagen, dass Feng Shui zunächst eine Landschaftslehre war, um den guten Platz zu finden: Berge, Wasser, Landschaften und die Qualität der Erde wurden untersucht, um Schutz und Nahrung zu bieten. Diese Lehre wurde immer weiter verfeinert und erlebte ihre Blüte in der Tang Dynastie (660 – 900 n. Chr.). Immer feinere mathematische (Kompassschule) und biodynamische (TCM – Traditionelle Chinesiche Medizin) Berechnungssysteme und daoistische Weisheiten wurden mit der Formschule (Landschaftsdeutung) kombiniert und diese Symbiose erlebte in der Song Dynastie (960 – 1279 n. Chr.) ihre Blütezeit. Auch die chinesische Astrologie (Bazi), die ebenfalls ein numerologisches System ist und sich konsequent aus dem chinesischen Kalender ableitet, ist Teil dieses ganzheitlichen Konzeptes von Raum – Zeit – Mensch. Heute ist Feng Shui in Asien weit verbreitet und als Architektur- und Harmonielehre etabliert, seit Anfang der 70er Jahr ist es auch in der westlichen Welt angekommen.

Was ist Feng Shui?

Die Übersetzung der beiden Wörter „Feng“ und „Shui“ gibt schon einen konkreten Hinweis, worum es im Kern geht. Wind (Feng) und Wasser (Shui) sollen in einem ausgewogenen, angemessenen Verhältnis zueinander stehen, damit die positive Lebensenergie – also Chi – in ausreichendem Maße vorhanden ist. Das ist im täglichen Leben sehr einfach nachzuvollziehen:

Möchten Sie an einem Ort wohnen, an dem ständig sehr starker Wind (Feng) weht? Chi kann sich an einem solchen Ort nicht halten, es wird weggeweht. Würden Sie sich in einem Haus wohlfühlen, in dem nebenan ein großer Wasserfall (Shui) rauscht? Oder wenn meterhohe Wellen rund um die Uhr auf den Strand donnern, an dem Ihr Haus liegt?

Übersetzt in unsere urbane Situation hat Wasser (Shui) auch die Bedeutung „Weg“ oder „Straße“. Der Wasserfall wäre also z.B. eine Autobahn oder viel befahrene Straße. Der ständige Wind auf den Bergen, durch eine Tal- oder auch Straßenschlucht oder oben auf dem Deich ist zwar gut für Windräder, trägt das lebendige Chi aber auch ständig fort. Der Samen, der sich auf dem Boden aussäht, wird vom Wind weggetragen und kann nichts mehr produzieren; uns würde die Nahrung fehlen. Da Feng Shui sich aus der genauen Landschafts- und Naturbeobachtung entwickelt hat, geht es immer um die Aktivierung, Erhaltung und Einhaltung von gesunden Naturprozessen. Da, wo die Natur reichhaltig den Gabentisch des täglichen Lebens aus sich heraus decken kann, fühlen auch wir uns als Menschen willkommen.

Warum Feng Shui?

Unsere heutige Architektur ist geprägt von meist zu kleinen Grundstücken und durch maximale Ausnutzung aller bebaubaren und vermietbaren Flächen. Darunter leidet oft das Feng Shui. Grundstücke und Häuser mit gutem Feng Shui befinden sich in der Regel genau da, wo es eine ideale Kombination von Wind und Wasser gibt: An der Elbchaussee und rund um die Alster in Hamburg, am Starnberger See oder am Chiemsee, in bestimmten Rheinlagen in Köln oder Düsseldorf, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Zu der idealen Lage kommt im Sinne des Feng Shui auch, in welcher Himmelsrichtung das Wasser vom Haus aus gesehen liegt, die Qualität des Wassers, dessen Windungen sowie die Fließrichtung.

Dieses komplexe Wissen aus der Naturbeobachtung wurde über die Jahrtausende als Feng Shui Lehre immer weiter verfeinert und ständig überarbeitet. Nun ist es die Aufgabe von kompetenten Feng Shui Beratern, diese Methodik in unsere tägliche Wohn- und Arbeitssituation, so wie wir sie heute vorfinden, zu übertragen. Konkret werden die Prinzipien des gesunden Wohnens für unsere aktuelle Situation neu interpretiert und adaptiert.

Wenn z.B. in einer Wohnung an einer genau berechneten Stelle ein Zimmerbrunnen oder Wasserspiel aufgestellt wird, so wird ein Energiepunkt aktiviert, der letztendlich als Ersatz für einen Fluss oder See steht. Wenn ein Stein im Garten an einem bestimmten Punkt aufgestellt wird, so wird die Energie eines Berges in der Landschaft manifestiert. Obwohl ein Brunnen den Fluss oder ein Stein den Berg nicht ersetzen kann, können dennoch im Rahmen einer professionellen Feng Shui Beratung mit diesen Maßnahmen erstaunliche positive Veränderungen bewirkt werden, evtl. vergleichbar mit einer homöopathischen Wirkung, bei der mehr die Information wirkt, als die Materie selbst.

Abgesehen davon gibt es natürlich auch architektonische Maßnahmen im Außen- und Innenbereich, die uns helfen, dass wir uns deutlich wohler fühlen. Gute Richtungen für Betten und Scheibtische, die passende Farbgestaltung für Innenräume, die richtige Raumnutzung, all dies sind Themen, die im Feng Shui verwurzelt sind und die durch richtige Anwendung die Energie am Ort steigern können.

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